Maria geht spazieren. Kleine Nachlese zur verbotenen Rostocker Demo (07.02.2022).

Montag, den 07.2.2022. Die Versammlungsbehörde der Stadt Rostock hat – zum wiederholten Male – alle Demonstrationen verboten, die sich kritisch mit den Corona-Maßnahmen der Regierung auseinandersetzen wollen. Viele der tausenden Demonstranten der zurückliegenden Montagsdemos wollen sich mit dem Verbot nicht abfinden.  Auch ich nicht, denn wie soll man sonst zeigen, dass man mit der Politik seiner Regierung nicht einverstanden ist? Wie sonst soll man dazu beitragen, dass dieser Irrsinn endlich aufhört, der unser Land zerstört und unsere Gesellschaft spaltet?

Also schwinge ich mich auf mein Fahrrad und starte aus der Südstadt in Richtung Innenstadt. Über soziale Medien bin ich mit anderen Menschen verabredet. Am Südring passiere ich eine Gruppe von ca. 100 Spaziergängern, die offenbar noch nicht so genau wissen, wohin sie gehen werden, nachdem offenbar eine Veranstaltung auf der Haedge-Halbinsel abgesagt wurde. Ich fahre weiter und denke mir: wir sind uns heute nicht zum letzten Mal begegnet. Das Fahrrad stelle ich außerhalb des Zentrums ab, weil ich befürchte, dass mir sonst mein Rückweg durch die Polizei abgeschnitten werden könnte.

Eine Freundin funkt mich an und teilt mir mit, dass die anderen schon Richtung Kröpi losgegangen sind. Das macht nichts, irgendwo werden wir uns schon treffen. Die Verabredungen sind nicht so in Stein gemeißelt. In der Gegend hinter dem Rathaus treffe ich auf erste Grüppchen von Menschen, die entspannt, aber auch entschlossen, der Innenstadt zustreben. Ich schließe mich an, halte aber ein wenig Abstand, damit die Polizei uns nicht schon vor Erreichen der Kröpi abfängt.

Auf dem Neuen Markt haben sich ca. 50, überwiegend recht junge Antifanten versammelt, um für Impfungen und das Masketragen zu werben. Jedenfalls legen die Schilder, die sie hochhalten, das nahe. Die Aktivisten werden von mindestens ebensovielen Polizisten bewacht, aber vielleicht ist es auch umgekehrt: Die Polizei bewacht die Demonstranten für demokratische Rechte vor denen, die sich selbst für Antifaschisten halten.

Ich frage mich, ob für diese Leute die Welt wirklich so einfach ist: Mensch ohne Maske = Nazi? Oder woran erkennen sie wohl die Nazis unter uns Frauen, Kindern, Männern, Jungen und Alten, aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten, in den verschiedensten Outfits? Was, wenn ich, die Maßnahmekritikerin, anonym zu ihnen ginge und mich zu ihnen stellen würde. Wären sie dann auch „Seite an Seite mit Nazis“ und ihre Demo nun eine Nazi-Demo? Wissen diese Kids darüber Bescheid, dass seinerzeit das Verbot der NPD scheiterte, weil die ganze Führungsriege dieser Partei aus V-Männern des „Verfassungsschutzes“ bestand? Rechnen sie damit, dass vielleicht auch sie durch diese Leute ausgenutzt werden könnten?

Politisch korrekter, erwünschter und geförderter Protest

Ein Dieselaggregat auf einem Pritschenwagen liefert Strom für die Beschallung der Maskenträger, soll sie wohl bei Laune halten. Wie auch das Geld, dass sie für die Teilnahme an einer solchen Demo erhalten. Das jedenfalls haben mir Bekannte berichtet und es ist durchaus denkbar: Immerhin will die Bundesregierung 1) zwischen 2021 und 2024 mehr als eine Milliarde Euro für die Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus ausgeben. Deklariert man all seine Opponenten als „rechts“, so lassen sich diese Mittel quasi in Wahlkampfgeld für die Regierungspartei umwidmen. Die Festigung der eigenen Macht, bezahlt von den Machtlosen, auf dass sie keine Macht gewinnen, was für ein perfides Spiel!

Ich lasse den Markt und die Antifa links liegen und folge anderen Spaziergängern in die Lange Straße, Richtung Kaufhof. Einige von ihnen skandieren laut „Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung!“, worauf sich eine Rotte aus ca. 20 Polizisten im Laufschritt in deren Richtung bewegt. (Ich hoffe, der Begriff „Rotte“ passt an dieser Stelle, es sollte nicht diffamierend klingen. #Schwarzkittel)

Kaum hat sich der Polizeitrupp ein wenig entfernt, tönt es aus dessen Rücken: „Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung!“ Dazu Pfiffe aus Trillerpfeifen. Einige Beamte drehen sich unschlüssig um. Von wo droht das größere „Unheil“?

Das Katz- und Mausspiel macht fast ein wenig Spaß, ich vergesse für eine Weile all die anderen Dinge, die ich jetzt gerade tun könnte bzw. müsste.

Gefahr durch Spaziergänger: Jetzt muss der Staat zeigen, was er drauf hat!

Wir spazieren weiter, zum Brunnen der Lebensfreude. Hier haben sich – wie unpassend – ein paar Leute der MLPD versammelt. Die haben den Schuss nicht gehört und fabulieren immer noch von Zero-Covid. Spätestens an dieser Stelle weiß ich: Hier brauche ich nicht weiter zuhören! Diese Partei fordert also eine Impfpflicht, mit einer „Impfung“, die keinerlei sterile Immunität zu verleihen in der Lage ist und angesichts Omikrons die Infektionen noch zusätzlich in die Höhe treibt! Von der ungeklärten, parallel zu den Corona-Impfungen verlaufenden, signifikanten Übersterblichkeit haben die mit Sicherheit auch noch nichts gelesen.

Ein wenig tut mir der alte Mann mit den weißen Haaren dann auch leid: Er kann ja nichts dafür. Wenn er all seine Informationen nur aus den „Qualitätsmedien“ holt, kann er wahrscheinlich nur so denken. Ob er zu DDR-Zeiten auch immer den Märchen von der Übererfüllung der 4-Jahres-Pläne der Partei- und Staatsführung geglaubt hat, ohne sich gleichzeitig über die leeren Regale zu wundern?

Die Menschen sind in Shopping-Laune. Leider dürfen sie viele Läden nicht betreten und müssen so auf und ab spazieren 😉

Auf dem Uniplatz und in der Kröpi ist es für einen Montag-Abend sehr, sehr voll. Schilder oder Transparente sieht man nicht, weil die Leute Angst vor den Bußgeldern haben, die ihnen auch jetzt wieder, über Lautsprecherdurchsagen, angedroht werden. Es ist recht dunkel, einige Spaziergänger haben sich mit Lichtern dekoriert, viele haben Tröten oder Trillerpfeifen mitgebracht, um ihren Protest hör- und sichtbar zu machen. Aber meist nur kurz, denn das Auge des Gesetzes ist hier omnipräsent! Viele Beamte (600 sollen es heute gewesen sein), verstärkt durch Polizeifahrzeuge mit Kameras, die Bildmaterial sammeln, um ggf. die unbotmäßigen Spaziergänger einer Ordnungswidrigkeit zu überführen.

Gelegentlich wird es laut, ihr wisst schon: „Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung!“ Ich stimme mit ein, vermeide es aber, die Polizisten direkt anzurufen. Frau weiß ja nie 😉  Bei den ersten Demos war ich noch sehr gehemmt, was das laute Rufen oder Schreien betrifft. Es entspricht einfach nicht meinem Naturell. Oder sollte ich sagen: entsprach? Denn wir Protestler haben ja keine Wahl, wenn wir uns irgendwie von den „normalen“ Passanten unterscheiden wollen, müssen wir uns zeigen und zwar deutlich! Mittlerweile fällt mir das schon erheblich leichter, als zu Beginn. Tipp: Wenn du rufst, dann richtig(!) laut, sonst fühlt es sich falsch an. Gib alles und du reißt auch andere mit! DAS ist dann wiederum ein sehr gutes Gefühl!

Die Spaziergänger gehen in Gruppen wechselnder Größe weiter, manche in Richtung Kröpeliner Tor, andere Richtung Markt, wieder andere biegen spontan in die zahlreichen Seitenstraßen ein, wenn sie merken, dass ein Polizeitrupp sie einholen will. Die Stimmung ist überwiegend sehr gut und gelöst, etliche Menschen kennen sich bereits von früheren Veranstaltungen, wenn auch oft nur vom Sehen. Viele freundliche Gesichter, ohne die trennende Vermummung – schon allein dafür lohnt sich der abendliche Ausflug in die City, auch wenn man regelmäßig von der Polizei am Weitergehen gehindert wird. (Stopp, hier geht es nicht weiter! – Warum nicht? – Weil hier gesperrt ist! – Aus welchem Grund ist hier gesperrt? ..usw.)

Durch den aktuell spontanen Charakter der Demonstrationen fällt es den Gegnern unserer Veranstaltungen schwerer, Provokateure in unsere Reihen einzuschleusen. Ihr wisst schon, diejenigen, die immer dann Krawall anzetteln, wenn zufällig gerade die versammelte Presse zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist! Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Denn durch die scheinbare Gewalt werden viele Menschen davon abgeschreckt, sich an den Protesten zu beteiligen.

Ich kann nur jedem Bürger unseres Landes empfehlen: Glaubt nicht alles, was in den Zeitungen berichtet wird! Glaubt fast nichts, wenn über maßnahmekritische Demonstrationen berichtet wird! Geht selbst in die Stadt, macht euch euer eigenes Bild! Es ist nicht so gefährlich, wie man euch glauben machen will. Schon gar nicht für passive Beobachter! Nehmt euren Partner oder eure Freunde und macht gemeinsam einen kleinen Stadtbummel durch unsere schöne Stadt! Seid respektvoll im Umgang mit allen anderen Menschen, ganz so, wie ihr es auch von anderen erwartet, dann steht einem besonderen und schönen Erlebnis – gelebter Demokratie, auch gegen Widerstände – – nichts mehr im Wege.

Auf bald in Rostock, eure Maria!

„Als nächstes wird der Staatsmann billige Lügen erfinden, die die Schuld der angegriffenen Nation zuschieben, und jeder Mensch wird glücklich sein über diese Täuschungen, die das Gewissen beruhigen. Er wird sie eingehend studieren und sich weigern, Argumente der anderen Seite zu prüfen. So wird er sich Schritt für Schritt selbst davon überzeugen, dass der Krieg gerecht ist und Gott dafür danken, dass er nach diesem Prozess grotesker Selbsttäuschung besser schlafen kann.“ 

Mark Twain – ‚Der geheimnisvolle Fremde‘

            

Diese Zitat passt eigentlich eher zu Kriegen und deren Rechtfertigung, die von Menschen, die ihren Seelenfrieden erhalten wollen, nur allzu gern aufgegriffen wird. Doch angeblich befinden wir uns ja im Krieg gegen ein Virus und so passt es wieder, wenn man nur die „angegriffene Nation“ durch die „Ungeimpften“ ersetzt.

1) https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/kabinett-rechtsextremismus-1819828

Andere Städte, gleiche Probleme: Überall wird versucht, die demokratischen Proteste in den Schmutz zu ziehen. Hier ein Beitrag von Norbert Häring zu diesem Thema.